Wochenarbeitsplätze WAP
LIFT-Betriebe können in allen Branchen tätig sein. Es eignen sich Firmen aller Grössen und es müssen nicht zwingend Ausbildungsbetriebe sein. In einem kurzen Videobeitrag führt Geschäftsleiterin Gabriela Walser aus, was ein Wochenarbeitsplatz ist und wie LIFT den Berufseinstieg erleichtert.
Wir haben das Jugendprojekt LIFT in unserem Volg-Laden von der ersten Minute an unterstützt. Es war ein überzeugtes Ja dafür und ist es immer noch, denn der Gewinn für die jungen Leute ist unbestritten und auch wir als Betreuer der Jugendlichen können von vielen interessanten Begegnungen profitieren.
Doch gibt es noch Potenzial nach oben? Von Anfang 2016 bis heute haben wir fünf Jugendlichen die Gelegenheit gegeben, in unserem Laden die ersten Erfahrungen zu machen. Die LIFT-Schülerinnen und -Schüler waren alle auf ihre Art spezielle, interessante Persönlichkeiten, und ihre Verschiedenheit hat uns total erstaunt.
Die einen waren extrem schüchtern und zeigten wenig Selbstvertrauen, was ihnen bei der Arbeit ab und zu zum Verhängnis wurde, die anderen waren so von sich überzeugt, dass sie Tipps in den Wind schlugen und sogar am Anfang beratungsresistent waren. Manchmal lebten sie in einer Seifenblase und mussten zuerst für die Berufswelt erweckt werden. Dazu waren offene Gespräche und Hinweise nötig.
Auch die wöchentlichen Standortbestimmungen tragen einen grossen Teil dazu bei, dass die Schüler sehen, wo sie stehen. Dabei ist es sehr wichtig, dass man die Wahrheit sagt, auch wenn diese oft nicht sehr angenehm für die Schüler ist und sie zuerst lernen müssen, mit Kritik umzugehen. Nur so haben wir Erfolge erzielt und ihnen das nötige Wissen vermitteln können. Ich bin überzeugt, dass die LIFT-Teilnehmenden nur im direkten, ehrlichen Kontakt ein gutes Mass an Selbstvertrauen entwickeln können, sodass sie später bei Schnupperwochen und Bewerbungsgesprächen in der Lage sind zu punkten. Ich und mein Team freuten uns immer wieder, wenn wir einem Jugendlichen die Augen öffnen konnten und es uns gelang, sie positiv in ihrem Sein zu beeinflussen. Oft waren die Jugendlichen am Schluss sogar dankbar für die ehrlichen Worte. Für uns ist es der grösste Lohn, wenn wir sehen, wie die jungen Leute sich in den Arbeitsalltag integrieren und sie sich besser auskennen lernen.
Ich sehe aber für dieses Projekt noch viel Potenzial nach oben. Während das Kontaktnetz zwischen Wochenarbeitsplatz-Betreuer, der Kontaktperson zur Schule und dem Jugendlichen ganz gut läuft, fehlt mir aber die Verbindung zu derjenigen Lehrperson, die für die Berufswahl zuständig ist. Ein Austausch wäre für die Berufsfindung des Schülers sehr wichtig!
Besuch der Eltern am Wochenarbeitsplatz!
Der noch wichtigere Teil des Mosaiks sind in meinen Augen aber die Eltern. Wie nützlich wäre es doch, wenn diese wenigstens einmal an den Arbeitsplatz kämen und sehen könnten, wie es mit ihrem Sohn oder ihrer Tochter läuft! Die Eltern sollten generell viel Zeit in die Berufswahl ihrer Zöglinge investieren, umso mehr bei Kindern, die weniger gute Ausgangsbedingungen mitbringen. Man muss die Eltern von Anfang an ins Boot holen, damit für die Schüler noch bessere Voraussetzungen geschaffen werden können. In Zukunft muss das besser werden, denn wir alle wollen den Schülern ja einen guten und stabilen Start in die Berufswelt ermöglichen. Die andere Seite ist, dass alle Branchen in der Schweiz einen Nachwuchs brauchen, auf den wir bauen können, d.h., er soll verlässlich, fähig und einsatzfreudig sein. Nur so können wir doch den Wohlstand in unserem Land erhalten!
Die Erfahrungen, die ich und mein Team mit den jungen Leuten gemacht haben, sind alles in allem positiv und ermuntern uns immer wieder aufs Neue, mit unseren LIFT-Schülern zu arbeiten. Wir freuen uns auf weitere motivierte und lernbereite Jugendliche in unserem Volg-Laden!
Tobias Strasser
Filialleiter Volg, Wallisellen
Eigentlich bin ich ein Anfänger. Vor einem guten halben Jahr wurde ich von der Geschäftsstelle LIFT angefragt, ob ich beim Jugendprojekt LIFT als Wochenarbeitsplatz (WAP)-Vermittler für die Stadt Bern einsteigen möchte. Ich war von Anfang an begeistert, aber eben eher ein Amateur als ein Profi.
Ich war aber bei weitem nicht der einzige Anfänger, auch die Betreuungspersonen an meinen ersten WAP und natürlich die Jugendlichen, die im Rahmen von LIFT ihre ersten Erfahrungen in der Wirtschaftswelt sammelten, waren Anfänger. Doch der Einstieg ist geglückt. Ein schönes Beispiel aus meinem Portfolio möchte ich herausstreichen:
Jatushan, ein scheuer Junge, eher wortkarg und ein durchschnittlicher Schüler, konnte ich – auf seinen Wunsch hin – an die Berner Elektrounternehmung „Bolliger & Söhne“ vermitteln. Der Firmeninhaber Peter Kiener, ein Anfänger wie ich in Sachen LIFT, hat sich bereit erklärt, Jatushan jeweils am Mittwochnachmittag zu betreuen und ihn für einfache Arbeiten im Lager einzuteilen.
Jatushan hat sehr schnell den Knopf aufgemacht und sich als unentbehrlich erwiesen. Als ich ihn nach drei Monaten an einen anderen WAP schicken wollte, teilte mir Peter mit, dass er ihn nicht mehr hergebe: er sei der Sonnenschein des ganzen Teams!
Jatushan absolvierte in der Folge eine Theorie-Prüfung für die Elektrikerlehre, bei der er die Anforderungen im Fach Mathematik leider bei weitem verfehlt hatte. Nun darf er, durch die Vermittlung des VSTEI (Verband Stadtbernischer Elektro Installationsfirmen) einen Mathematikkurs an der Berufsschule GIBB besuchen und hat bereits einen Vertrag für eine Lehrstelle in der Tasche. Er ist sehr stolz!
Die erste LIFT-Erfolgsstory: Wir Anfänger mutieren langsam aber sicher zu Fachkräften!
Pascal Dussex
ehemaliger WAP-Vermittler für die Stadt Bern
Anfang Jahr wurden wir vom Präsidenten des Gewerbevereins Schwerzenbach angefragt, ob er bei uns im Wohn- und Pflegezentrum «Im Vieri» einen Informationsapéro zum Jugendprojekt LIFT der Sekundarschule Dübendorf-Schwerzenbach durchführen dürfte. Im April 2016 war es dann soweit. Christian Kisslig, Verantwortlicher für LIFT in Dübendorf-Schwerzenbach und Benno Hüppi stellten das Projekt dreissig interessierten Mitgliedern des Gewerbevereins vor. Drei aufgestellte LIFT-erfahrene Schüler berichteten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit LIFT. Wir waren beeindruckt, wie positiv diese vom Projekt erzählten. Beim anschliessenden Apéro fand ein reger Austausch zwischen den Jugendlichen, den Verantwortlichen von LIFT und den Vertretern der Betriebe statt.
Unser Kaderteam war von LIFT vom ersten Moment an begeistert und so entschlossen wir uns für eine Zusammenarbeit. Wir bieten nun insgesamt fünf Wochenarbeitsplätze in der Pflege, Küche, Hauswirtschaft, im Restaurant und im Technischen Bereich an. Nach den Herbstferien begannen vier Mädchen ihre Arbeitseinsätze in den Bereichen Restaurant, Küche, Pflege und Technischer Dienst. Beim Kennenlernen waren alle nervös und scheu. Ihnen wurden ihre Ansprechpersonen vorgestellt und anschliessend die gegenseitigen Erwartungen wie Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Abmeldung bei Absenzen, Lohn u.a. besprochen. Wir stellten fest, dass alle motiviert waren und sich über die neue Erfahrung freuten. Das hat uns doch erstaunt, da die Jugendlichen einen Teil ihrer Freizeit opfern werden.
Die Begegnungen mit den Jugendlichen waren durchaus positiv. Sie waren stets freundlich aber sehr zurückhaltend, unsicher und scheu. Einige konnten sich mit der Zeit teilweise mehr öffnen. Aber auch Grenzen wurden aufgezeigt, geringes Selbstvertrauen und Angst etwas falsch zu machen waren im Vordergrund. Wir haben auch gemerkt, dass die Mädchen sich selbst noch besser kennenlernen müssen. Am Ende jeden Monates freuten sich die LIFT-Teilnehmerinnen auf ihren Lohn, denn die Leistung sollte auch belohnt werden. Zum Abschluss der Einsätze gab es für alle ein Gespräch und eine schriftliche Rückmeldung. Wir legten bei den Beurteilungen Wert auf eine „ehrliche“ Rückmeldung und sprachen auch kritische Punkte an. Das fanden nicht alle Jugendlichen toll, aber wir hoffen, ihnen so gezeigt zu haben, wo sie sich weiterentwickeln können, um in der Berufswelt erfolgreich zu bestehen.
Wir schätzen die gemachten Erfahrungen mit den Jugendlichen und haben gesehen, dass sie zusätzliche Hilfe brauchen und früh Erfahrungen in der Arbeitswelt machen müssen. Davon profitieren die Jugendlichen wie auch unser Betrieb. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden LIFT weiterhin zu unterstützen und freuen uns bereits wieder auf die nächsten Jugendlichen.
Claudia Inderwies
Geschäftsführung Wohn- und Pflegezentrum „Im Vieri“, Dübendorf-Schwerzenbach
M. ist als LIFT-Schüler jeden Mittwochnachmittag in der Zuckerfabrik Frauenfeld an seinem Wochenarbeitsplatz. Er arbeitet mit grossem Engagement und ist immer zuverlässig. Schon bald meldet er sich für eine Schnupperlehre als Polymechaniker an. Es kristallisiert sich eine gute Handfertigkeit heraus. Leider reichen die schulischen Leistungen nicht für eine Polymechanikerausbildung. Die Enttäuschung bei ihm ist gross, als ich ihm das mitteilte. Ich habe ihm eine Ausbildung als Produktionsmechaniker empfohlen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es die Lehrstelle als Produktionsmechaniker bei uns noch nicht. M. absolvierte die nötigen Eignungstests. Er erfüllte die Anforderungen, um über eine mögliche Lösung in der Zuckerfabrik nachzudenken. Denn es war nicht vorgesehen, dass wir eine zusätzliche Lehrstelle schaffen. Da aber M. während seiner Zeit am Wochenarbeitsplatz immer einen sehr guten Einsatz zeigte, eine gute Schnupperlehre absolvierte, sprach ich mit meinem Vorgesetzten darüber. Er hat die nötigen Instanzen in unserer Firma von der Wichtigkeit dieser Lehrstelle überzeugt. So konnten wir M. die Zusage für eine 3-jährige Ausbildung zum Produktionsmechaniker machen. Wir alle freuen uns über die Zusage für die Lehrstelle.
Kaspar Furrer, Berufsbildner
Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG
„Für die Schüler ist das natürlich eine unheimliche Chance, sie können sich in einem Betrieb über längere Zeit präsentieren. Die Vorstellung, dass da ein Schüler seine Freizeit opfert an einem Nachmittag, hat mich fasziniert. Das Resultat hat mir recht gegeben bei K., er hat sich total super entwickelt.”
Peter Sennhauser, Bauleiter Aadorf
“Für ihr Alter, sie geht noch zur Schule, ist sie sehr selbständig, aufgestellt, auch den Kunden gegenüber. Ich habe das Gefühl, sie ist richtig erwachsen geworden.”
Doris Stauffer, Abteilungsleiterin Loeb Bern
“Die grösste Erwartung war, dass es wirklich gut klappt mit der Zusammenarbeit mit dem LIFT-Projekt, dass die Jugendlichen gut betreut werden.”
Erik Gardo, Filialleiter Dosenbach Bern
“Sie werden frühzeitig darauf vorbereitet, was die Berufswelt bedeutet. Das ist für die Jungen wirklich eine grosse Chance und auch für uns im Gewerbe natürlich, man sieht schon vorher, was sie können.”
Mariza Nef, Filialleiterin Volg Aadorf